Songs und Texte von T.Paul Fischer

Es ist der Zucker
Text November 2013: T.Paul Fischer = sicpaul

Ich bin etwas zerknittert am Frühstückstisch. Hab die Woche viel zu viel vor dem Rechner gehockt. Na, ja, für das zu erledigende Arbeitspensum war es nicht zu viel. Aber Schultern und Nacken sehen das ganz anders. Ich blicke lustlos in das novemberige Grau der Aussenwelt, als mich meine Holde mit einem Vorschlag zur weiteren Tagesgestaltung aus meiner Lethargie reisst. Ich bräuchte doch noch ein paar Speichermedien und sie wolle sich nach diversem Küchenzeug zu Weihnachten für die restliche Familie und einem kleinen Laptop für unterwegs umsehen.

Kurz später durchpflügen wir im leichten Nieselregen die Menschenmenge vor einem grossen Technikkaufhaus am Alex(anderplatz). Der Spaziergang bis hier tat gut, aber die Aussicht auf das nun unweigerlich folgende Gewühle lässt meine Stimmung schlagartig mit dem Durchschreiten der eingangsseitigen Warmluftfontäne ein paar Grad sinken. Aber wenig später schon versöhnt mich das schnäppchenstrahlende Leuchten in den Augen meiner Holden, die erfreulich schnell fündig wurde. Auch ich habe fast alles, was ich suchte. Jetzt nur noch zu den USB-Sticks.

Der Weg dorthin führt uns an der Abteilung Massageauflagen vorbei. Ich verstehe den auffordernden Blick meiner Holden richtig, und schon nehmen wir auf zwei freien Teststühlen platz. Nicht unangenehm. Nach dem Tauschen der Plätze will ich trotzdem weiter, doch links von uns werden die exklusiveren Modelle frei, die natürlich unbedingt auch mal ausprobiert werden wollen.

Ja, bedeutend besser! Und der Halsgreifer packt wesentlich besser zu. Nach Ablauf der voreingestellten Zeit bin ich es jetzt, der noch ein bisschen bleiben will, was allerdings auch keinerlei Protest seitens meiner Holden hervorruft. Ach, und wieder diese Stelle am Hals! Ich merke, dass nebenan ein Staubsauger losgeht. Obwohl ich das hohe Fiepen dieser Dinger partout nicht ausstehen kann, ist es mir momentan völlig egal. Alles ist jetzt so weit weg. Jetzt noch einmal die Rollen-Funktion. Herrlich! Und wieder Shiatsu. Mmmh.

Alles bröckelt ab, ich geniesse.
Das Gehirn leert sich allmählich.
Ich denke nicht mehr, ich fühle.
Ich bin glücklich!

Irgendwann in einer anderen Zeit dringt ein Kuss in mein Bewusstsein. Ich öffne die Augen und sehe meine Holde grinsen: "Du siehst so entspannt und glücklich aus .... die anderen wollen jetzt aber auch mal".

Ich blicke in lauter erwartungsvoll neidische Gesichter um mich herum. Ich gönne ihnen das Vergnügen und stehe auf. Kassenschlange, Gebläsefontäne am Ausgang, Gedränge und Nieselregen können mir jetzt nichts mehr anhaben.
Der Tag ist gut.


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